Weg in die Biowirtschaft
Noch immer schluckt die Produktion viel mehr Material als nötig. Mit besserer Wiederverwertung und dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe soll der Verbrauch sinken.
Es ist ein altes Lied: Deutschland ist arm an Rohstoffen und deshalb abhängig von Importen. Woran es dagegen nicht mangelt, sind technisches Know-how, landwirtschaftliche Fläche und Abfall. Der Einsatz von Recyclingmaterialien oder nachwachsenden Rohstoffen in der Produktion gilt deshalb als zukunftsweisend.
Auf durchschnittlich 7 Prozent schätzen Betriebe des verarbeitenden Gewerbes ihr Materialeinsparpotenzial ein, wie 2012 eine Umfrage des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI ergab. Da Materialkosten mit über 40 Prozent den größten Anteil an den Gesamtkosten ausmachen, könnten in der Produktion etwa 48 Mrd. Euro jährlich durch Effizienzmaßnahmen eingespart werden.
Besonders die chemische Industrie sucht Wege aus der Erdölabhängigkeit. So werden etwa leinölbasierte Polymerdispersionen als Lackersatz oder der Einsatz von Flachs in Faserverbundwerkstoffen erforscht. Das neue Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP soll Verfahren entwickeln, die Erdöl als Ausgangsstoff für Kunststoffe, Waschmittel, Kosmetika oder Medikamente ersetzen. Ex-Fraunhofer-Präsident Prof. Hans-Jörg Bullinger fordert gar einen "Wandel von der erdölbasierten hin zur biobasierten Wirtschaft" und sieht Biomasse als geeignete Kohlenstoffquelle. Allerdings sollte dabei auf Nahrungsmittel verzichtet werden - besser seien biogene Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft.
Die Bundesregierung macht sich ebenfalls für Rohstoff- und Materialeffizienz stark: Über die Deutsche Materialeffizienzagentur (demea) verteilt sie "Innovationsgutscheine", mit denen sich kleine und mittelständische Unternehmen beraten lassen können. Im gerade abgeschlossenen Forschungsprogramm "r2" förderte sie Effizienztechnologien in Industrien mit hohem Materialeinsatz wie der Chemie oder der Stahlproduktion. "Interessante Potenziale" zeigten sich dabei laut r2-Begleitforscherin Dr. Katrin Ostertag vom Fraunhofer ISI etwa "an den Schnittstellen zwischen Metallrecycling und Baustoffherstellung."
"Abfall ist Rohstoff" lautet ein Slogan des Bundesumweltministers, der auch Schirmherr der IndustrialGreenTec ist. Das Umwelttechnologie-Event der HANNOVER MESSE setzt einen Schwerpunkt auf innovative, marktreife Verfahren zur Wiederverwertung. Mit deren Hilfe sollen bis 2020 rund 65 Prozent der Siedlungsabfälle und 70 Prozent aller Bau- und Baubruchabfälle in Deutschland stofflich verwertet werden. Doch nicht nur die IndustrialGreenTec befasst sich mit der aufkeimenden Biowirtschaft. Auch auf der SurfaceTechnology , der Industrial Supply , der Research & Technology und der neuen Messe Metropolitan Solutions spielt das Thema eine wachsende Rolle.
HANNOVER MESSE 2013
8.4. bis 12.4.2013, Messegelände Hannover
Bild: R. Eberhard, messekompakt.de, EBERHARD print & medien agentur gmbh
Quelle: Deutsche Messe AG (DMAG)