"Die INTERFORST bringt einen direkten Mehrwert für
die 700.000 bayerischen Waldbesitzer und alle im Wald Beschäftigten"
Im Vorfeld der INTERFORST 2018:
Interview mit Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Wenn die INTERFORST 2018 am 18. Juli ihre Pforten öffnet, dann erwartet die Messebesucher gleich zum Auftakt ein Highlight: der Auftritt von Michaela Kaniber, der neuen bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Wir sprachen mit der Ministerin über die Erwartungen an ihren Messebesuch, über die Herausforderungen der Branche und über eine zunehmend weibliche Zielgruppe.
Am 18. Juli öffnet die INTERFORST 2018, die Leitmesse für die internationale Forstwirtschaft und Forsttechnik, ihre Pforten, und die Besucher sind sicher auch neugierig auf die neue bayerische Forstministerin. Wie sieht ihr Programm auf der Messe aus?
Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Bild: Messe München
Michaela Kaniber: Als erstes steht natürlich die Messeeröffnung auf dem Programm. Mich freut besonders, dass der österreichische Generalsekretär Josef Plank als Vertreter des dortigen Bundesministeriums meiner Einladung gefolgt ist und dabei sein wird. Denn Österreich ist für Bayern auch in der Forstwirtschaft ein wichtiger und geschätzter Partner. Selbstverständlich mache ich einen Messerundgang und werde auf der "Grünen Couch", dem Diskussionsforum am Gemeinschaftsstand der Bayerischen Forstwirtschaft, Platz nehmen. Als Aufsichtsratsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten lasse ich mir außerdem den Mitarbeitertag des Unternehmens, der am Donnerstag auf der Messe stattfindet, nicht entgehen. Ich habe also ein straffes Programm vor. Mir liegen aber die Messe und die forstliche Branche sehr am Herzen - die Zeit nehme ich mir deshalb gerne.
Was erwarten Sie sich von Ihrem Messebesuch?
Kaniber: Ich erwarte mir einen umfassenden Einblick in Innovationen und Lösungsvorschläge bei allen Themen der Waldbewirtschaftung - vom Keimling bis zum Kantholz. Denn auch im Wald wird die Welt immer komplexer - zum einen weil die Ansprüche der Gesellschaft an die Qualität der Waldbewirtschaftung steigen, aber auch weil uns Megatrends wie der Klimawandel und der demographische Wandel in Atem halten. Ich freue mich außerdem auf die intensiven Gespräche mit den Branchenvertretern. Auf der INTERFORST als eine der forstlichen Leitmessen versammeln sich alle wichtigen Entscheidungsträger. Da bieten sich genug Gelegenheiten zum Dialog über die Themen, die die Branche momentan bewegen.
Die INTERFORST findet nur alle vier Jahre statt. Es kommen über 50.000 Besucher aus mehr als 70 Ländern. Welche Bedeutung hat die INTERFORST Ihrer Meinung nach für Bayern und die Region?
Kaniber: Bayern ist das Waldland Nr. 1 in Deutschland. Die Branche Forst und Holz ist mit fast 200.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von rund 37 Mrd. Euro eines der ökonomischen Schwergewichte, vor allem im ländlichen Raum. Die INTERFORST als eine der wichtigsten Fachmessen der Branche ist für Bayern deshalb ein wertvoller Impulsgeber und bringt einen direkten Mehrwert für die 700.000 bayerischen Waldbesitzer und alle im Wald Beschäftigten. Dass die INTERFORST zudem Besucher aus der ganzen Welt nach München lockt, bestätigt ihren Stellenwert als Branchenprimus.
Sie stammen aus Bad Reichenhall, einer sehr waldreichen Gegend. Wie nehmen Sie den Wald privat wahr, was bedeutet Wald für Sie persönlich, was verbinden Sie damit?
Kaniber: Wald ist für mich ein Stück Heimat und ein unverzichtbarer Teil dessen, was Bayern und vor allem die bayerischen Berge so einzigartig macht. Ich bin überzeugt, dass mir da auch die vielen Millionen Touristen, die ihren Urlaub jedes Jahr gerne in Bayern verbringen, zustimmen. Wenn ich Abwechslung vom Alltag brauche, gehe ich gerne in den Wald direkt hinter meinem Haus, am Fuße des Lattengebirges. Da kenne ich jeden Baum, das ist Erholung pur.
Welches sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die Wald- und Forstwirtschaft in Bayern?
Kaniber: Die momentan und auch in Zukunft größte Herausforderung ist sicherlich der Klimawandel. Das warm-trockene Frühjahr führt uns das wieder eindringlich vor Augen. Um unser grünes Drittel Bayerns für kommende Generationen zu sichern, müssen wir weg von Reinbeständen - egal aus welchen Baumarten - und hin zu Mischbeständen, die das künftige Risiko auf viele Schultern verteilen. Der dafür nötige Waldumbau ist ein Kraftakt, den wir nur stemmen können, wenn die Branche - vom Waldbesitzer bis zum Verarbeiter - zusammensteht. Gleichzeitig steht die Branche aber auch vor der Herausforderung, dass ihr Handeln im Wald von der Öffentlichkeit zunehmend kritisch hinterfragt wird. Damit wir unsere Wälder auch in Zukunft in bewährter Weise nachhaltig bewirtschaften können, muss es der Branche gemeinsam mit Politik und Verwaltung gelingen, auch auf kritische Fragen eine Antwort zu finden - fachlich seriös und transparent. Wir müssen uns das Vertrauen in unser Handeln erhalten und immer wieder neu erarbeiten.
Haben Sie schon konkrete Initiativen oder Maßnahmen geplant um damit umzugehen?
Kaniber: Die Bayerische Staatsregierung unterstützt die Waldbesitzer mit Personal und erheblichen Finanzmitteln: Im September 2017 haben wir etwa die Waldumbauoffensive 2030 beschlossen. Wir stellen in den kommenden zehn Jahren 200 Millionen Euro und 200 neue Stellen bereit, um den Waldumbau entscheidend voranzubringen. Bei der Borkenkäferbekämpfung unterstützen wir die Waldbesitzer zudem mit einem umfassenden Maßnahmenpaket. Seit heuer gibt es beispielsweise Zuschüsse für die Entrindung und die Zwischenlagerung befallener Stämme. Als weiteren wichtigen Baustein wird die Bayerische Staatsregierung am 18. Juli ein "Waldpakt" mit den maßgeblichen Verbänden und Vertretern des Privat- und Kommunalwaldes unterzeichnen. Damit legen wir die politischen Leitlinien für die nächsten Jahre fest und schaffen finanziell und organisatorisch ein stabiles Fundament für eigenverantwortliches Handeln der Waldbesitzer. So ist Bayern für die Zukunft gerüstet!
Auch wenn mittlerweile 41 Prozent der Privatwaldbesitzer in Bayern Frauen sind, ist die Forstwelt nach wie vor eine Männerbranche. Wenn Sie zu einer Versammlung einer Waldbesitzervereinigung oder auch auf die INTERFORST gehen, treffen Sie dort nach wie vor überwiegend Männer. Wie gehen Sie diesbezüglich mit Vorbehalten um?
Kaniber: Es stimmt natürlich, dass Frauen in der Branche Forst und Holz noch unterrepräsentiert sind. Als bayerische Forstministerin habe ich aber noch keine Vorbehalte gespürt. Im Gegenteil: die Branchenvertreter sind mir bisher immer offen, ehrlich und konstruktiv begegnet. Ich habe den Eindruck, dass ein sehr sachorientiertes Klima herrscht und dass das gemeinsame Interesse - eine nachhaltige und für alle auskömmliche Bewirtschaftung der Wälder - im Mittelpunkt steht. Außerdem reagiert die Branche bereits auf die zunehmend weibliche Zielgruppe: sowohl die Forstverwaltung als auch die forstlichen Selbsthilfeeinrichtungen haben Beratungs- und Unterstützungsangebote, die auf Waldbesitzerinnen zugeschnitten sind und die sehr gut angenommen werden. Es tut sich also was!