AUTOMATICA 2020:
Das ganze Spektrum der flexiblen Automation
Das zeigt: Flexibilität ist Trumpf - und das gilt nicht nur für die Automobilproduktion. Markus Uellendahl, Senior Partner der Managementberatung Porsche Consulting: "Wir werden auch in anderen Industriebereichen eine Abkehr von den klassischen automatisierten Fertigungslinien sehen. In der Smart Factory der nahen Zukunft ermöglichen flexible Transportsysteme wie zum Beispiel FTS eine einfachere Anpassung der Produktions- und Logistikprozesse. In der konsequentesten Umsetzungsform steuern die Produkte, die gefertigt werden, auf autonomen Transportsystemen selbsttätig die Montagestationen an, die gerade frei sind. Algorithmen und Künstliche Intelligenz unterstützen die Planung und machen die Entscheidungsfindung effizienter."
Durch die gesteigerte Wandlungsfähigkeit der Smart Factory, so Markus Uellendahl weiter, sinken Folgeinvestitionen. Unternehmen, die dieses Ziel strategisch verfolgen, können die Veränderungen von Produkten und Prozessen aktiv nutzen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen - und sie können sich schneller an veränderte Marktanforderungen und Rahmenbedingungen anpassen.
Auf der automatica stellen zahlreiche Anbieter vor, wie sich die smarte, digital vernetzte Produktion realisieren lässt. Neben Robotern spielen dabei auch - um Beispiele zu nennen - industrielle Bildverarbeitungssysteme, Greifer und Positioniereinheiten, Sensoren sowie elektronische Steuerrungen eine zentrale Rolle. Die Messe bietet die einzigartige Gelegenheit, all diese Produktgruppen gezielt unter die Lupe zu nehmen.
Cobots rücken den Werker in den Mittelpunkt
Darüber hinaus wird auf der automatica eine weitere Entwicklung sichtbar: Moderne Automatisierungskonzepte verzichten nicht auf den Werker, sondern rücken ihn in den Mittelpunkt. Exoskelette und Cobots werden die Beschäftigten körperlich entlasten. Der größte Entwicklungssprung ist im Bereich der Cobots zu erwarten. Die etablierten Roboterhersteller haben bereits auf der automatica 2018 wegweisende Lösungen vorgestellt, 2020 legen sie kräftig nach. So wird der japanische Roboterhersteller Fanuc in München einen komplett neu entwickelten Cobot präsentieren. Auch von Universal Robots, Kuka, Yaskawa, ABB, Stäubli und vielen weiteren Ausstellern sind zukunftsweisende MRK-Lösungen zu erwarten. Besonders gespannt können die Besucherin diesem Feld darüber hinaus auch auf die diversen Neuaussteller wie Han's Robot, Hanwha Precision Machinery, Techman Robot, Wandelbots oder Yuanda Robotics sein.
Längst sind die kollaborativen Roboter in der Praxis angekommen wie beispielsweise bei Opel in Eisenach: Hier schraubt ein Cobot des dänischen Herstellers Universal Robots Klimakompressoren an Motorblöcke an. Unmittelbar neben den Mitarbeitern, ohne trennenden Schutzzaun, zieht der Roboter alle zwei Minuten drei Schrauben auf exakt 22 Newtonmeter an und seine menschlichen Kollegen übernehmen weiterhin die weniger belastenden vor- und nachgelagerten Arbeiten.
Ein weiteres Beispiel: Kuka hat gemeinsam mit BMW in Dingolfing eine Arbeitserleichterung für Mitarbeiter geschaffen, die bis zu 5,5 kg schwere Kegelräder anheben und millimetergenau in die Vorderachsgetriebe einpassen. Früher erledigten sie das von Hand, heute assistiert ihnen der sensitive Roboterkollege LBR iiwa. Er ist hängend an einer schlanken Stahlbaukonstruktion befestigt und kommt ohne externe Sensoren aus, weil in seinen sieben Achsen eine Gelenk-Momenten-Sensorik aktiv ist.
Christoph Hock, Leiter Human Robot Collaboration bei KUKA Systems: "Wir werden in der Automobilindustrie künftig deutlich mehr solcher Anwendungen sehen. In Zeiten steigender Variantenvielfalt ist es ein klarer Wettbewerbsvorteil, die Produktion optimal an die jeweils benötigte Auslastung anzupassen - beispielsweise mithilfe flexibler MRK-Einheiten." Die automatica gibt im Juni einen fundierten Überblick, wie sich die neue Flexibilität praxisgerecht umsetzen lässt - nicht nur in der Automobilproduktion.
Bilder: R. Eberhard, messekompakt.de, EBERHARD print & medien agentur gmbh
Quelle: Messe München